„Nabucco“ Münchner Merkur

Größenwahn des Königs
Auftakt des Opernfestivals Gut Immling: Nicola Panzer inszenierte Giuseppe Verdis „Nabucco”
(…) Für die Opernfestspiele auf dem grünen Hügel zwischen Bad Endorf und Halfing ist es eine gigantische Unternehmung, Verdis Groß-Oper zu inszenieren. Es geht darin um Größenwahn, Ohnmacht, Gottesfurcht, Verblendung und Freiheit. Regisseurin Nicola Panzer entschloss sich, die komplizierte Geschichte um den babylonischen Herrscher Nabucco als zeitlose, große Bewegungsoper auf der breiten Immlinger Bühne anzulegen, in der das Individuum angesichts der Massengesellschaft auf der Strecke bleibt. Der italienisch-polnische Bühnen- und Kostümbildner Gilberto Giardini schuf eine überdimensionale sandsteinfarbene Mauer, die die Bühnenrückwand dominiert. Sie steht für Macht, Gefangenschaft, Geltungssucht und Einsamkeit. Klare Farben bestimmen seine sowohl martialisch wie zeitlos wirkenden Kostüme in Rot, Gold, Grau und Schwarz, und bei den Protagonisten herrschen Latexmaterialien vor. Zu den weißen Baumwollgewändern der Hebräer mit blauen Korsagen ließ er sich offensichtlich von der israelischen Nationalflagge inspirieren.
Faszinierend ist die stimmliche und darstellerische Präsenz des internationalen Gesangsensembles, dessen Alterspanne von 25 bis 75 Jahre reicht: Anton Keremidtchiev singt mit dunklem, souveränem Bariton die Titelpartie. Flexibel und mit Leuchtkraft gibt Rafael Cavero den Ismael. Bezwingend war das sonore Timbre des Seniors unter den Sängern, Andrzej Saciuk als Zaccaria. Bertha Granados-Vazquez beeindruckte mit durchdringendem Sopran und dramatischem Ausdruck in der Extrempartie der machthungrigen Abigaille.
Der Festivalchor Gut Immling, unterstützt von Sängern aus der Tschechischen Republik, meisterte seine Hauptrolle mit Homogenität und Ausdruckskraft. Am Dirigentenpult führte Cornelia von Kerssenbrock die Münchner Symphoniker zu vitalem Verdi-Klang. Eine beeindruckende Ensembleleistung. Der Besuch der Oper im Grünen lohnt!  Dorothea Husslein

„Nabucco“ Tz München  
Nicola Panzer inszenierte Verdis „Nabucco“ beim Opernfestival auf Gut Immling
(...) Die Einheits-Bühne in der nun voll isolierten, trotzdem von Sonne und 700 Zuschauern noch reichlich aufgeheizten Reithalle ist bei Ausstatter Gilberto Giardini begrenzt von meterhohen Mauerblockfassaden. Die Spielfläche besteht aus Treppen und Absätzen, auf denen zehn Stangen aufgepflanzt sind. An ihnen werden später Masken Baals hängen. Zunächst aber strömt hebräisches Volk herein – in weiße T-Shirts, Hosen bzw. Röcke gekleidet und mit blauen, nierengurtartigen Bauchbinden versehen. Regisseurin Nicola Panzer verzichtet auf viel Gedankenbrimborium, erzählt stattdessen einfach die Geschichte. Einzig die Babylonier sieht sie während Nabuccos (erst nach der Pause ganz auf der Höhe: Anton Keremidtchiev) zwischenzeitlicher Entmündigung als lustvoll-sündige Lack- und Leder-Gesellschaft, in der der Baal-Oberpriester (Roland Goroll) vor den Augen der Anhängerschaft Sex mit seiner Königin Abigaille (ohne Probleme bei der anspruchsvollen Koloraturpartie: Bertha Granados-Vazquez) hat. Michael Brommer

„Nabucco“ Traunsteiner Tagblatt   
Nicola Panzers Inszenierung auf Gut Immling bietet musikalischen Kunstgenuss mit interessanten Denkanstößen
(…) Mit Verdis Monumentaloper „Nabucco“ in der Inszenierung von Nicola Panzer erwartete den Zuschauer nun alles andere als ein gefühlsseliges Rührstück. Mitreißende Melodien und starke Gefühle sprechen ein breites Publikum an und sind von der Thematik heute so aktuell wie bei der Uraufführung am 9. März 1842. (…)
Die sehr sauber intonierenden und perfekt spielenden Münchner Symphoniker unter der Leitung von Cornelia von Kerssenbrock blieben in begleitenden Passagen dezent, in der Ouvertüre virtuos. Mit einem Aufgebot an stimmgewaltigen und äußerst facettenreichen Solisten gelang eine eindrucksvolle Inszenierung. Anton Keremidtchiev brillierte als Nabucco. Nicht weniger überzeugend die Leistung von Andrzej Saciuk als Zaccaria. Augen- und auch Ohrenschmaus zugleich bot, nach Ansicht einiger Festivalbesucherinnen, der in Immling schon bekannte Rafael Cavero als Ismael. Bertha Granados-Vazquez verkörperte in eindrucksvoller Weise die machthungrige, intrigante und rachedurstige Abigail. Großartig auch Kinga Dobay als Fenena. Bravourös auch diesmal wieder die Leistung des Immlinger Festival-Chores. Den rund 70 Laiensängern wurde sowohl gesanglich als auch schauspielerisch einiges abverlangt. Nachhaltigen Eindruck hinterlässt die geglückte Produktion auch durch die ausgefeilte Lichttechnk von Arndt Sellentin und das Bühnenbild und die Kostüme von Gilberto Giardini. Die zum Teil sehr modernen Kostüme stellen den Bezug zur Gegenwart her und lassen viele Interpretationsmöglichkeiten offen.
Klare Farben und Formen definieren die gegenüber stehenden Parteien und Klassenunterschiede. Eine überdimensionale Mauer steht für Macht und Ohnmacht, aber auch für Besessenheit und Einsamkeit. (…) Christa Auer

„Nabucco“ Echo Wochenblatt, Rosenheim  
(…) Verdis leidenschaftliche Musik und das Libretto von Temistocle Solera nach dem biblischen Stoff des Buches Daniel waren die Vorgaben für eine homogene Gesamtleistung der Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock mit den Münchner Symphonikern, dem Chor und mit der klug angelegten Regie von Nicola Panzer. Vor der für alle Szenen stimmigen Kulisse (Gilberto Giardini) einer überdimensionalen Mauer mit großen Quadern, links und rechts Treppen als Gelegenheit für theatralische Auftritte, findet das Geschehen um Macht und Religion in diesem hoch politischen Stück statt, dessen Konflikte zeitlos sind. (…) Arndt Sellentin bewies wieder einmal sein Gespür für wirkungsvolle Beleuchtung. (…) Der Chor unter dem präzisen Dirigat Cornelia von Kerssenbrocks sang in bestechender Qualität so professionell, dass hier von einem Laienchor kaum noch die Rede sein kann. Große Lob gleich zu Beginn dem Bass von KS Andrzej Saciuk in der Rolle des Zaccaria, Hoher Priester der Hebräer. Er verdiente jeglichen Sonderapplaus. Gewandet als Domina ist Bertha Granados-Vazquez als Abigaille, vermeintlich erstgeborene Tochter Nabuccos, ein absolutes Ereignis, eine Sopranistin, wie man sie selten erleben darf. Leidenschaftlich wie berührend in allen Facetten, besticht sie stimmlich und in Darstellung mit großartiger Präsenz. Kinga Dobay gefällt als zweite Tochter mit feinem Mezzosopran; Rafael Cavero in der Rolle des Ismael, Neffe Sedecias, König von Jerusalem, durch seinen klaren Tenor. Anton Keremidtchiev beeindruckt in der Titelrolle des Königs von Babylon. Roland Goroll, Oberpriester des Baal, James Wood als babylonischer Offizier und Sophia Wurmdobler, alle haben ihren Anteil am Erfolg dieser Aufführung, die den Besuchern als außerordentlicher und begeisternder Opernabend in Erinnerung bleiben wird. „So hervorragend habe ich Nabucco nicht in der Arena von Verona und nicht im Nationaltheater München erlebt.“, sagte Schauspieler Christian Wolff, ein Opern versierter Besucher. Margrit Jacobi

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